Weinanbau und -lese in Zeiten der Dürre in Italien

Weinanbau und -lese in Zeiten der Dürre in Italien

Am Beispiel der extrem trockenen Po-Ebene, wo dieses Jahr die schlimmste Dürre seit 70 Jahren erlebt wird, werden die Probleme der Parmesanherstellung besonders deutlich. Denn ein großer Teil der Milch, die hierfür verwendet wird, kommt typischerweise aus der Ebene des größten italienischen Flusses. Auch Parmaschinken kommt von hier. Doch der Fluss fasst nur noch extrem wenig Wasser, unter anderem weil es in diesem Winter nicht geschneit hat, und der niedrige Pegel hat zur Folge, dass Salzwasser aus dem Meer rund 20 Kilometer weit ins Innere des Landes gelangt. Das Fehlen des Regens und die daraus resultierende Trockenheit der Weideflächen führte dazu, dass die Kühe aus der Po-Ebene weniger fraßen und daher auch weniger Milch produzierten. Um dennoch einigermaßen bewässern zu können, wurde die Abflussmenge aus dem relativ gut gefüllten Gardasee erhöht, der das größte Wasserreservoir Norditaliens darstellt. Auch hier äußerten die ersten Gardasee-Gemeinden bereits Bedenken, dass auch diese größte Reserve nach dem Po bald aufgebraucht sein könnte.

Die eingangs bereits erwähnten, in vielen Gebieten im Norden Italiens ausgerufenen Notstandsregelungen, um den Wasserverbrauch einzuschränken, sollen zusätzliche Abhilfe schaffen. Verona schränkt zum Beispiel den Trinkwasserverbrauch ein. Konkreter bedeutet das auch in anderen Regionen, dass festgelegt wird, ob und wie Wasser rationiert wird, dass z.B. nachts das Wasser abgestellt wird, dass die Springbrunnen in den Städten aus sind, dass private Pools nicht aufgefüllt werden dürfen, dass das Waschen von Autos verboten ist oder dass Gärten nicht gegossen werden dürfen. Neue Investitionen der Regierung sollen außerdem dafür sorgen, dass defekte Rückhaltebecken für Regenwasser und andere Wasserleitungen repariert werden und die Infrastruktur für effektives Wassermanagement gestärkt wird.

Die Probleme des italienischen Weinbaus

Wie bereits erwähnt, drücken Dürre und Hitze auch die Erträge im Weinbau nach unten. Der Landwirtschaftsverband Coldiretti gab bekannt, dass die Erntemenge, Schätzungen zufolge, zehn Prozent niedriger ausfallen könnte als im letzten Jahr. Große Unsicherheit bereiten dabei mögliche Gewitter, die weiteren Schaden anrichten könnten. Unter anderem deshalb haben sich viele Winzer dazu entschieden, früher zu ernten als sonst. Denn zusätzlich dazu wurde der Reifeprozess vieler Trauben durch die hohen Temperaturen beschleunigt, weshalb die Weinlese vielerorts bereits am 1. August, eine Woche früher als üblich, begann. Es war für viele italienische Winzer eine schwierige Entscheidung – die durch die lange Trockenheit oftmals kleinen Trauben noch möglichst lange, bis an das Ende der letzten Wachstumsperiode hängen lassen oder mit Blick auf anstehende Unwetter doch schon lesen?

Im Laufe des Augusts kam es beispielsweise in einigen Regionen der Toskana dazu, dass ein Hagelsturm die Ernte mancher Weinbauern zu 40 Prozent zerstört hat. Die Wetterextreme können ein nur schwer kalkulierbares Risiko sein. Andernorts kam weniger heftiger Niederschlag gerade noch zur rechten Zeit. Ende Juli hat es im Norden in einigen Teilen des Landes ausgiebig geregnet, sodass in der Lombardei weiße Sekt-Trauben geerntet werden konnten – ungefähr zwei Wochen früher als ursprünglich vorgesehen. Doch obwohl das Wetter in manchen Teilen Italiens dann doch irgendwie noch mitspielt oder es die Bauern wohl oder übel schaffen, die Bewirtschaftung an die Bedingungen anzupassen, fehlen an vielen Orten Saisonarbeitskräfte. Diese Arbeiter fehlten in diesem Jahr zu großen Teilen, weshalb der Verbandschef von Coldiretti forderte, auch Studenten, Arbeiter in Kurzarbeit und Rentner mit Gelegenheitsjobverträgen bei der Weinlese einsetzen zu können.

Die Dürre setzt keine guten Vorzeichen

Insgesamt steht die gesamte europäische Landwirtschaft vor drängenden Fragen und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem sich verändernden, extremeren Klima. Doch speziell der an Delikatessen eigentlich so reiche Süden Europas erlebte besonders den vergangenen Sommer als sehr besorgniserregend, vor allem wenn so weitergewirtschaftet wird wie bisher. Auch viele italienische Olivenbauern waren mit einem sehr trockenen Frühling, ausbleibenden Niederschlägen von März bis August und daher problematischen Bedingungen für den Übergang von der Blüte zur Olive konfrontiert. Viele Oliven konnten sich aufgrund des Wassermangels nicht ausreichend entwickeln, weshalb auch hier die Olivenölproduktion insgesamt um 30 Prozent zurückgehen könnte. Theoretisch müssten zum Beispiel fast jeder Weinberg und jeder Olivenhain in der Toskana bewässert werden, was erstens vor 20 Jahren noch keine Rolle spielte und zweitens heute nicht mehr ohne Weiteres möglich ist. Deshalb betrachten viele Bauern dieses Jahr als ein schwarzes Jahr.

Und es wird vermutlich keine Ausnahme bleiben. Die Preise für Chianti, Chardonnay, Prosecco und Co. können auch zukünftig weiter steigen und auch andere italienische Delikatessen wie Nudeln, Mortadella oder Mozzarella könnten nicht nur teurer, sondern auch weniger werden. Sicherlich wird das Land alles daran setzen, die Schätze seiner Essenskultur weiterhin zu bewahren.

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